Zur Forschungsgeschichte
Die bisherigen Forschungen zum Poblicius-Grabmal sind durch Dokumentationen und Literaturbeiträ-ge belegt. Dabei muss unterschieden werden zwischen:
a ) Zusammenhängenden Forschungen, die im Detail alle Forschungsthemen, wie Standort, Inschrift, Statuen, Lucius Poblicius, Reliefs, Datierung, Aufbau, Zerstörung und Funddoku- mentation einschließen….und den
___________________________________________________________b) Forschungen zu Einzelaspekten, die Ausgräber, Historiker und Facharchäologen im Rah- men eigener Themenkreise und Veröffentlichungen untersuchten oder zum Vergleich heranzo- gen.
Hier vorgestellt werden:
Die zusammenhängenden ForschungenSie lassen sich auf acht Zeiträume eingrenzen:
1965 bis 1971 Forschungen von Josef Gens mit Funddokumentationen und insgesamt vierRekonstruktionsversuchen; teilw. publiziert; komplett im Archiv des RGM.
1967 bis 1971 Forschungen von Prof. Heinz Kahler, publiziert 1970 in „Antike Welt“
1972 bis 1974 Forschungen von Dr. Gundolf Precht, publiziert 1974 in „Das Grabmal desPoblicius“
2006 bis 2013 Forschungen von Josef Gens, publiziert im Buch „Grabungsfieber“ 2013
2014 bis 2017 Forschungen von Dr. Hermann Krüssel und Josef Gens, publiziert in ProLingua Latina, Heft 16, 2015 …und im Buch „Das Poblicius-Denkmal -Köln in augusteischer Zeit“ 2017.2016 und 2017 Forschungen von Dr. Hermann Krüssel und Josef Gens, publiziert in ProLingua Latina, Heft 20, 2019
2017 und 2018 Forschungen von Josef Gens, publiziert in Pro Lingua Latina, Heft 19, 20182020 bis 2024 Forschungen von Josef Gens, publiziert in Pro Lingua Latina, Heft 25, 2024
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1965 bis 1971 Forschungen Gens
Schon während der Ausgrabung begann die Forschungsgeschichte zum Poblicius-Grabmal mit der Erstellung der Funddokumentation, der Rekonstruktion von einzelnen Reliefdarstellungen und dem ersten Rekonstrukionsversuch für das gesamte Grabmal.
Die exakte Vermessung der 70 Fundquader, die fotographische und zeichnerische Erfassung aller Reliefdetails, die Beschreibung von Quadertypus, Qualität der Relief-Ausarbeitung, Farbresten und eindeutig zuzuordnenden Anschlussquadern war für uns Ausgräber der Schlüssel für die Vervollständigung und Rekonstruktion einzelner Reliefdarstellungen und ermöglichte mir einen ersten, wenn auch noch mit vielen Fragezeichen versehenen, Rekonstruktionsversuch für das gesamte Grabmal.
Im Schaufenster des Verkehrsamtes entdeckte ich im März 1968 eine kleine Statue aus den Depotbeständen des Römisch-Germanischen Museums. Diese ca. 90 cm hohe Statue ohne Kopf war schon 1884 am Chlodwigplatz gefunden worden und zeigte eine verblüffende Übereinstimmung in der Gewandfaltung mit einer von uns gefundenen, fast lebensgroßen Frauen-Statue. Ein von uns am Chlodwigplatz gefundener Kopf, den ich am Folgetag auf diese kleine Statue aufsetzte, fügte sich millimetergenau in die Bruchstelle am Hals.
Zeitungsartikel des Kölner Stadtanzeiger vom 21 März von 1968
Damit war der Beweis geführt, dass bereits im Jahr 1884 und in den Jahren davor Quader des Poblicius- Grabmals am Chlodwigplatz gefunden wurden. Als ich den Leiter des Römisch-Germanischen Museums, Professor Dr. Otto Doppelfeld darauf ansprach, verwies er auf drei weitere vor 1885 gefundene Quader, die in der Ausstellung „Römer am Rhein" neben den von uns als Leihgabe zur Verfügung gestellten Quadern ausgestellt waren.
Bei den anschließenden Recherchen stieß ich in der Fachliteratur auf weitere Quader des Poblicius- Grabmals, die 1884 und 1886 in das Bonner Landesmuseum gelangt waren.
Am 16.07.1968 bestätigte mir das Landesmuseum Bonn die Zugehörigkeit von insgesamt 14 weiteren Quadern zum Poblicius-Grabmal, die zwischen 1884 und 1886 aus Köln angekauft, in den Besitz des damaligen Bonner Provinzial-Museums gelangt waren.
Im Jahr 1967 richtete sich mein Interesse – auch durch entsprechende Hinweise durch Professor Kähler - auf den Typus der Pfeilergrabmäler.
Mit dem inzwischen vergrößerten Quaderfundus ( 70 Quader aus der Funddokumentation Gens 1965 bis 1967 und insgesamt 21 wiederentdeckten Fundquadern aus der Zeit 1884 bis 1886 ) erstellte ich im August 1968 meinen zweiten Rekonstruktionsversuch.
Im Jahr 1969 ergaben sich für mich neue Erkenntnisse im Hinblick auf den Aufbau des Grabmals, die ich in einem dritten Rekonstruktionsversuch dokumentierte.
Im Jahr 1971 erstellte ich eine vierte Rekonstruktion, die als Erste, der bis dahin veröffentlichten Rekonstruktionen nicht nur die Außenansicht des Grabmals zeigte, sondern zusätzlich zeichnerische Schnitte durch jede einzelne Quaderlage, womit eine exakte Zuordnung der bis dahin gefundenen Quader möglich wurde.
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1967 bis 1971 Forschungen Kähler
Nachdem wir im Jahr 1967 mit unseren Funden an die Öffentlichkeit gegangen waren, war Professor Dr. Heinz Kähler, Ordinarius für Altertumsforschung und Leiter des Archäo-logischen Institutes der Universität Köln einer unserer Dauergäste, mit dem wir intensive Gespräche über unsere Funde führen konnten.
Er berichtete u. a., dass er 1938 in der Literatur auf einige der zwischen 1884 und 1886 am Chlodwigplatz gefundenen Quader gestoßen war und damit bereits 1938 eine Rekonstruktion des damals noch unbekannten Grabmals erstellt hatte.
Nach intensiven Recherchen zu unseren Neufunden veröffentlichte Professor Kähler 1970 in der Zeitschrift „Antike Welt“ einen Fachbeitrag über das Poblicius-Grabmal und stellte darin einen neuen Rekonstruk-tionsversuch vor.
Die Rekonstruktion von Professor Dr. Heinz Kähler, Antike Welt, (4) 1970
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1972 bis 1974 Forschungen Precht
Ende 1970 wurden unsere 70 Fundquader von der Stadt Köln für den Neubau des Römisch-Ger-manischen Museums angekauft, nachdem wir Ausgräber uns mit der Forderung durchgesetzt hatten, die Fundquader nicht – wie ursprünglich geplant - als Kollage an den Wänden des neuen Museum zu verteilen, sondern es als dreidimensionales Bauwerk neu zu errichten. Dies war mit unseren 70 Fund-quadern, mit 21 zwischen 1884 und 1886 gefundenen Quadern, sowie weiteren Quadern aus dem Museumsfundus möglich.
Da Professor Kählers Rekonstruktion schon bei der Umplanung des Museums als unumstößliche Prämisse zugrunde gelegt worden war, waren dem jungen Bauforscher Dr. Gundolf Precht, der mit dem Wiederaufbau des Poblicius-Grabmals im neuen Römisch-Germanischen Museum betraut wurde, für Aufbau und Gliederung des Bauwerkes extrem enge Grenzen gesetzt.
Zudem beanspruchte Dr. Gundolf Precht 1972 vermeintlich neue Erkenntnisse zu bereits 1884 am Chlodwigplatz gefundenen Quadern des Poblicius Grabmal für sich, die nachweislich schon 1968 durch meine Forschungen mit dem Rheinschen Landesmuseum Bonn dokumentiert waren.
Als das neue Römisch-Germanische-Museum dann 1974 eröffnet wurde, war das rekonstrierte Poblicius-Grabmal, mit einer Höhe von 15 Metern, neben dem Dionysos-Mosaik einer der Hauptanziehungspunkte.
Schon bald nach Eröffnung des Museums gab es bezogen auf die Rekonstruktion des Poblicius-Grabmals durch Dr. Precht erste kritische Stellungnahmen aus dem Kreis der Fach-Archäologen. Diese Kritik bezog sich nicht auf die Konzeption des Baukörpers, denn der von Professor Kähler vorgegebene, dreigeschossige Aufbau des Grabmals war damals noch unstrittig und von Precht übernommen worden.
In Frage gestellt wurden deshalb nur einzelne Quader-zuordnungen, die Dr. Precht während der Wiederaufbauphase vorgenommen hatte, so zum Beispiel die Aeneasgruppe auf der Grabmalsspitze, die zeitlich 200 Jahre später zu datieren war; ein in der Rekonstruktion verbauter Architrav, dessen Fundort Arnoldshöhe und nicht Chlodwigplatz war, sowie weitere Quader, bei denen eine Zugehörigkeit zum Poblicius Grabmal in Zweifel gezogen wurde.
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2006 bis 2013 Forschungen Gens
Mit meiner Pensionieung im Jahr 2006, nach über 40 Jahren Berufstätigkeit mit streng technischer Orientierung, nahm ich meine Forschungstätigkeiten zum Poblicius-Grabmal wieder auf.
Schwerpunkt dieser Forschungen war:
1. Die Suche nach weiteren, eventuell in der Zeit zwischen 1884 und 1886 gefundenen Quadern des Grabmals in den Bibliotheken der Universität Köln und des Archäologischen Institutes der Universität Köln, sowie in den Bibliotheken, Archiven und Depots des Rheinischen Landesmuseum Bonn und des Römisch-Germanischen Museums in Köln.
2. Die erneute Überprüfung aller bisherigen, sowohl eigenen als auch fremden Rekonstruk-tionsversuche in Bezug auf die Konzeption des Baukörpers und die Vergitterung des Obergeschosses.
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Zu 1. Basis für die Quadersuche in der Zeit vor 1890 war das intensive Studium der zwischen 1885 und 1910 erschienen Forschungsberichte der Archäologen Hans Lehner, Joseph Klinkenberg und Heinrich Düntzer. Die strukturierte Arbeitsweise von Professor Hans Lehner mit einer konsequenten Nummerierung aller Fundstücke aus dem Bereich der Kölner Südstadt war bei der Erstellung von Übersichten mit weiteren, möglicherweise zum Poblicius-Grabmal gehörenden Quadern sehr hilfreich. Diese Übersichten dokumentierte ich in zahlreichen Excel-Dateien.
Im Juni 2007 stieß ich auf die vom Archäologischen Institut der Universität Köln geführte Arachne Datei, die ich in den Folgemonaten mit Texten und Fotos aus der 1967 und 1968 erstellten Gens-Funddokumentation von ursprünglich 94 Quader-Datensätzen zum Poblicius-Grabmal auf 121 Quader-Datensätze ergänzen konnte. Alte und neue Datensätze wurden parallel zur Arachne–Datei in mehreren Excel-Datei dokumentiert und mit digitalisierten Fotos der 70 Fundquader aus den Jahren 1965 bis 1967 dem Archäologischen Institut am 24.11.2008 für zukünftige Forschungsarbeiten zur Verfügung gestellt.
Bei der Sichtung der Inventarbücher des Landesmuseum Bonn und des Römisch-Germanischem Museum Köln aus der Zeit zwischen 1850 und 1900 wurde ich auf zahlreiche Fund-Quader aus dem Bereich der Südstadt aufmerksam, deren Zugehörigkeit zum Poblicius-Grabmal und dessen Nachbarbauten noch geprüft werden muss.
In den Depots des Römisch-Germanischen Museums Köln konnte ich auf Basis von Inven-tarbuchbeschreibungen, Reliefdarstellungen und Quaderabmessungen Steinquader und Fragmente ausfindig machen, die unzweifelhaft dem Poblicius-Grabmal zuzuordnen sind, dort aber 1974 beim Aufbau des Grabmals unberücksichtigt blieben und nicht verbaut wurden.
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Zu 2. Bei allen Rekonstruktionsversuchen (vier Versuche Gens, zwei Versuche von Professor Kähler, sowie je ein Versuch von Dr. Precht und von Dr. Adrikopoulu- Strack) blieb die Vergitterung der Säulenhalle des Obergeschosses (Aedikula ) weitesgehend unberücksichtigt.
Gegenüber allen anderen Rekonstruktionsversuchen hatte ich bei meinen letzten Ausführungen der Vergitterung des Obergeschosses durch eine geänderte Platzierung der Statuen auf 60 cm hohen Sockeln, in Nischen der Aedikula-Rückwand Rechnung getragen.
Dies geschah aufgrund der Erkenntnis, dass die Gesamthöhe der dritten, vierten und fünften Quaderreihe der Aedikula exakt mit der Höhe der Modestus-Statue übereinstimmte.
Mit dieser erhöhten Platzierung wären die Statuen hinter einer Vergitterung noch sichtbar.
Natürlich ergab sich mit der auch von allen Facharchäologen erwähnten, aber nicht berücksichtigten Vergitterung, die Frage nach der einstigen Höhe des Grabmalssockels, da eine Vergitterung als Schutz oder Zugangssperre in 6 - 7 Metern Höhe wenig sinnvoll erscheint.
Details meiner diesbezüglichen Forschungsarbeiten sind im Buch "Grabungsfieber" und auf dieser Webseite unter der Rubrik "Zum Aufbau" unter der Überschrift "Rekonstruktion 2009" nachzulesen.
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2014 bis 2017 Forschungen Krüssel / Gens
Die Forschungen, die ich seit September 2014 gemeinsam mit dem Philologen Dr. Hermann Krüssel durchgeführt habe, können in den Rubriken dieser Webseite nur ansatzweise aufgeführt werden. Im Detail sind die neusten Forschungen in unserem Buch:
"Das Poblicius - Denkmal Köln in augusteischer Zeit" nachzulesen.
Das hier angefügte Inhaltsverzeichnis des Kapitel II dieses Buches vermittelt einen Eindruck über die Themenbereiche und den Umfang dieser Forschungen:
Das hier angefügte Inhaltsverzeichnis des Kapitel II dieses Buches vermittelt einen Eindruck über die Themenbereiche und den Umfang dieser Forschungen:
II. Die neuen Forschungsergebnisse zum Poblicius-Denkmal
1. Zur Inschrift 39
1.1 Die Grabkultur im alten Kampanien 39
1.2 Grabinschriften 41
1.3 Rekonstruktion der Poblicius-Inschrift 44
1.4 Die Verfügung zum Grabmal 51
1.4.1 Verfügungen zum Grabmal in der Antike 51
1.4.2 Bestimmungen in der Inschrift des Poblicius-Denkmals 52
2. Lucius Poblicius (die Statue) 53
2.1 Rekonstruierung der Poblicius-Statue 54
2.2 Die Toga praetexta 58
2.3 Der Calceus equester 63
2.4 Ein Scrinium 64
2.5 Fingerringe 66
2.6 Eine Mappa 68
2. Lucius Poblicius (der Soldat)
2.7 Der Veteran 70
2.8 Die fünfte Legion der Alauden 74
2.9 Noch eine fünfte Legion 77
2.9.1 Fünfte Legionen ohne den Beinamen Alauda 77
2.9.2 Das Ende der legio V Alaudae 80
2.9.3 Weitere Inschriften von Veteranen der legio V Alaudae 81
2.10 Der Kantabrisch-Asturische Krieg 85
2.11 Emerita Augusta – eine Veteranenansiedlung 93
Lucius Poblicius (Herkunft, Selbstdarstellung)
2.12 Die römische Tribus, zu der Lucius Poblicius gehörte. 96
2.13 Römisches Bürgerrecht und römische Namensgebung 100
Lucius Poblicius (die Familie)
2.14 Lucius Poblicius als Mitglied der römischen gens Poblicia:
Typische familiäre Gemeinsamkeiten und persönliche Eigen-
schaften gemäß seiner Selbstdarstellung auf dem Kölner Denkmal 103
2.14.1 Zur Geschichte der gens Poblicia von der republikanischen Zeit
(3.-1. Jhd. v. Chr.) bis zur Kaiserzeit 103
2.14.2 Ältere Angehörige der gens Poblicia als mögliche Vorbilder für
Lucius Poblicius und sein Monument in Köln 104
2.14.2.1 Die vier Poblicii mit dem gemeinsamen cognomen Malleolus 104
2.14.2.2 Gaius Poblicius Bibulus 108
2.14.3 Auswirkungen auf die Interpretation des Poblicius-Denkmals:
Traditionelle Elemente und individuelle Merkmale der Selbst-
darstellung des Lucius Poblicius 111
2.14.4 Einführung der Floralia durch einen Vorfahren des Lucius Poblicius 113
2.15 Die Herkulanerinnen – Idealbild römischer Frauen 115
2.16 Was unterscheidet die Kleine von der Großen Herkulanerin? 118
2.17 Die große Frauenstatue vom Chlodwigplatz 120
2.17.1 Typus und dargestellte Person 120
2.17.2 Wen stellt der lebensgroße weibliche Torso dar? 122
2.18 Die kleine Frauenstatue vom Chlodwigplatz 124
2.18.1 Typus und dargestellte Person 124
2.18.2 Wen stellt die kleine weibliche Statue dar? 126
2.19 Die Lebenden 128
2.20 Lucius Poblicius Modestus 129
2.21 Das Grab der reichen Frau 134
3. Zu den Reliefs
3.1 Die personenbezogenen Reliefs 136
3.1.1. Die Waffenfriese 136
3.1.1.1. Entdeckungen auf dem Poblicius-Denkmal 136
3.1.1.2 Der Ursprung der Gladiatorenspiele 141
3.1.1.3 Gladiatorengattungen 142
3.1.1.4 Lucius Poblicius‘ Verbindung zu den Gladiatorenspielen 147
3.1.2 Beliebtheit durch Ausrichtung von Spielen 147
3.2 Die mythologischen Reliefs 149
3.2.1 Zum Dionysoskult allgemein 149
3.2.2 Der griechische Dionysoskult 149
3.2.2.1 Dionysos in der griechischen Literatur: Euripides’ Bakchai 154
3.2.3 Der römische Dionysoskult 155
3.2.3.1 Dionysos in der römischen Literatur: Catull, Vergil, Horaz,Ovid
3.2.4 Mysterienkulte 161
3.3 Dionysos oder Apollo 163
3.3.1 Augustus als Schützling des Apollo 163
3.3.2 Marcus Antonius als Zweiter Dionysos 163
3.3.3 Lucius Poblicius – sozialisiert durch den Dionysoskult 165
3.4. Dionysos und Poblicius 167
3.4.1 Dionysische Spuren am Poblicius-Denkmal 167
3.4.2 Gründe für die Präsentation des Dionysos-kultes 171
3.5. Die Tritonen 173
3.6 Pflanzen auf den Reliefs und ihre Symbolik 174
4. Zum Aufbau des Grabmals 176
4.1 Die Quadersuche 176
4.2 Die Höhe des Grabmals 177
4.3 Die Aedikula 180
4.4 Die römischen Steinbrüche – Begehrter Kalkstein aus Lothringen 181
5. Zum Fundort und Standort 182
5.1 Vier Thesen zum Einsturz 183
5.2 Zwei Grabmäler 186
6. Zur Datierung 187
6.1 Datierungskriterien anhand der Statuen 188
6.1.1 Datierung über den Faltenreichtum der Gewänder 188
6.1.2 Datierung über die Drapierung der Gewänder – Sinus und Umbo 189
6.1.3 Datierung über die Haartracht der Statuen 194
6.2 Datierungskriterien anhand der Inschrift – das Cognomen 195
6.3 Datierungskriterien anhand der Bau-Ornamentik 197
6.4 Datierungskriterien anhand vergleichbarer Grabbauten 199
6.5 Zusammenfassung Datierung 202
6.6 Datierung über die Radiokarbonmethode C14 203
6.7 Die Lebenszeitachse des Lucius Poblicius 210
7. Ein Grabmal für die Ewigkeit 213
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2016 und 2017 Forschungen Krüssel / Gens
zur Statue von Burtsscheid - im Vergleich mit den Statuen des Poblicius-Grabmals.
Wegen ihrer überragenden Bedeutung für die römische Geschichte Aachens erhielt das Centre Charle-magne vor Jahren einen sehr qualitätvollen Abguss der Statue von Burtscheid, deren Original im Landesmuseum Bonn zu sehen ist.
Die vollkommen konträren Aussagen, der Archäologen Gabelmann und Sölter zu dieser Statue und den Stauten des Poblicius-Grabmals veranlasste uns im Jahr 2016 uns nochmals grundsätzlich mit der frühesten Zeit des Ortes Burtscheid und diesem herausragenden Fundstück aus der römischen Zeit Aachens zu beschäftigen.
Im Rahmen eines Vortrages bei der Gesellschaft Burtscheid für Geschichte und Gegenwart und Pro Lingua Latina im Februar 2017 konnten wir dann mit zahlreichen neuen Erkenntnissen zur Statue von Burtscheid aufwarten.
In unserem Forschungsbericht: "Neue Erkenntnisse zur Statue von Burtscheid" sind die daraus gewon-nenen Erkentnisse im Detail nachzulesen. ( Publikation in Pro Lingua Latina, Heft 20, 2019 ….und als Link unter der Rubrik „Literatur“ dieser Webseite )
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2017 und 2018 Forschungen Gens
zur Logistik und Bautechnik römischer Werkhütten - am Beispiel des Poblicius-Grabmals.
Bei allen Forschungen seit 1965 hatten die Quader-Frontseiten mit den außerordentlich qualitätvollen Reliefs im Vordergrund gestanden.
Der Bearbeitung und Ausführung der Quaderoberseiten mit Wolfslöchern, Hebellöchern und Schwalbenschwanznuten, den Quaderunterseiten mit ihren Versatzlöchern, den linken, rechten oder winklig ausgeführten Anschlussflächen mit ihren Anschlussstegen sowie den Quaderrückseiten war auch bei der Rekonstruktion durch Precht 1974 nur ungenügend Beachtung geschenkt worden.
Dabei hätten die über 100 zur Verfügung stehenden Fundquader - 1974, vor Beginn des Wiederaufbaus im Römisch-Germanischen Museum - die einzigartige Möglichkeit einer detaillierten Untersuchung aller Nicht-Reliefseiten geboten, denn damals waren die einzelnen Quader im Depot des RGM noch frei zugänglich. Eine exakte Bestandsaufnahme - aller auf den Nicht-Reliefseiten vorhandenen Bearbeitung mit Löchern unterschiedlicher Funktion, Anordnung, Ausführung und Anschlussflächen - wäre möglich gewesen.
Im Jahr 2017 konnte ich durch Rückgriff auf die Gens-Funddokumentation, der 1967 eine detaillierte fotografische und maßliche Bestandsaufnahme aller Fundquader zugrunde lag, neue Forschungen aufsetzen.
Mein umfangreicher Fotofundus, in dem auch die Nicht-Reliefseiten der Quader im Detail dokumen-tiert sind, ermöglichte es die unterschiedliche Anordnung von Wolfslöchern und Hebellöchern zu erkennen. Die Funktion und Handhabung der Versatzlöcher ließen Rückschlüsse auf Versatzwerkzeuge und insbesondere die Versatzrichtung der Quader pro Quaderlage zu. Zudem ließen die Verbindung der Quader über die Schwalbenschwanznuten die beim Bau des Grabmals notwendigen technischen, statischen und logistischen Aspekte erkennen und ermöglichten damit die in römischer Zeit durchzu-führenden Planungs-, Beschaffungs- und Realisierungsprozesse nach zu vollziehen.
In meinem Forschungsbericht: "Logistik und Bautechnik römischer Werkhütten" sind die daraus gewon-nenen Erkentnisse im Detail nachzulesen. ( Publikation in Pro Lingua Latina, Heft 19, 2018 ….und als Link unter der Rubrik „Literatur“ dieser Webseite )
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2020 bis 2024 Forschungen Gens
zu den Panreliefs des Poblicius-Grabmals
In den über 50 Jahren seit der Entdeckung des Poblicius-Grabmals gab es zahlreiche Veröffentlichungen, die sich mit den Pandarstellungen befassten. Meist waren es kurze Beschreibungen mit Ausführungen über die „offensichtlichen“ Charakteristika der Panfiguren, sowie deren Umfeld mit Baum und Schlan-ge.
Eine tiefergehende Befassung mit den Panreliefs, allerdings im Kontext mit allen anderen Reliefs des Poblicius-Grabmals, sowie ihrer Einordnung in die unterschiedlichen Themen- und Wirkungsbereiche des Dionysoskult erfolgte erstmals durch Hermann Krüssel und mich ab 2015 und wurde 2017 in unse-rem Buch „Das Poblicius-Denkmal - Köln in augusteischer Zeit“ veröffentlicht. Dabei wurde von uns der Kenntnisstand niedergelegt und veröffentlicht, den wir zum damaligen Zeitpunkt erreicht hatten und im Wissen, dass weitere Forschungen, weitere Erkenntnisse zutage fördern können.
Die seit 2020 durchgeführte, detaillierte Betrachtung der Panreliefs hat zu der Frage geführt, was die beiden Pandarstellungen des Poblicius-Grabmals voneinander unterscheidet und was sie von anderen antiken Pandarstellungen unterscheidet. Dabei ging es nicht nur um Relief-Unterschiede bezüglich Qualität, Ausführung, mythologischen, stilistischen und naturnahen Elementen, sondern auch um die bis heute nie gestellte Frage, ob die beiden Pan-Reliefs des Poblicius-Grabmals eine Handlung beinhal-ten oder ein Geschehen abbilden, das als Botschaft des Lucius Poblicius an die Nachwelt verstanden werden kann.
Qualitäts- und Ausführungs-Unterschiede der beiden Pan-Reliefs
In meinem Forschungsbericht: "Die Panreliefs des Poblicius-Grabmals" sind alle dazu neu gewonnenen Erkentnisse im Detail nachzulesen. ( Publikation in Pro Lingua Latina, Heft 25, 2024 ….und als Link unter der Rubrik „Literatur“ dieser Webseite )
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Hier enden vorerst die zusammenhängenden Forschungen
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b) Die Forschungen zu Einzelaspekten
im Rahmen anderer Themenkreise und Veröffentlichungen sind vielfältig.
In Köln gibt es eine Vielzahl von Bucherscheinungen zur Kölner Stadtgeschichte und Archäologie, die sich auszugsweise mit dem Poblicius-Grabmal; dort mit Einzelthemen wie zur Inschrift und zur Einord-nung des Grabmals in die Stadtgeschichte befassen.
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Bezogen auf solche Einzelaspekte sei hier eine kleine, wichtige aber fast vergessene Entdeckung aus dem Jahr 1967 noch erwähnt, die bei meiner neuerlichen Untersuchung der Quaderrückseiten wieder in den Focus rückte.
Auf der Quader-Rückseite des Waffen-Architraves Nr.2 ( siehe Gens-Funddokumentation 1967 ) ent-deckten wir damals beim Säubern des Quaders das Relief eines ca. 7 cm großen Tieres. Rechts davon treffen eine senkrechte und eine waagerechte Kerbe als rechter Winkel zusammen. Offenbar ist damit ein Podest oder Mauervorsprung angedeutet, auf das/den das Tier hinauf springt.
Bei dieser stilisierten und grob ausgeführten Darstellung handelt es sich mit großer Wahrscheinlichkeit um die Übung eines römischen Steinmetzlehrlings.
Möglicherweise handelt es sich aber auch um ein Logo eines bestimmten Steinmetzen oder die Kennung der römischen Werkhütte, die das Grabmal einst erstellt hat.
Eine Entdeckung und Erkenntnis, die ohne genaue Untersuchung aller Quaderseiten durch das Gra-bungsteam verloren gegangen wäre.
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Zusammenfassung zur Forschungsgeschichte:
Bei der Bedeutung des Poblicius-Grabmals muss es verwundern, dass es bisher nicht von Archäologen oder Historikern im Rahmen einer zusammenfassenden Forschung und Dissertation gewürdigt wurde.
Dies liegt wohl daran, dass einer der Schwerpunkte dieser Forschung eine kritische Auseinandersetzung mit der Precht-Rekonstruktion des Poblicius-Denkmals im Römisch-Germanischen Museum wäre, die schon deswegen unerwünscht ist, weil man die Arbeit eines Fachkollegen nicht in Frage stellen will.
Nach der inzwischen unstrittigen Erkenntnis, dass die am Chlodwigplatz gefundenen Quader nicht , wie von Precht beim Wiederaufbau im RGM unterstellt, einem einzigen, sondern mindestens zwei verschiedenen Grabbauten zuzuordnen sind, müßte eine Dissertation über das Poblicius Grabmal und seine Nachbarbauten auf einer unvoreingenommenen Detailbetrachtung und Zuordnung aller Fund-quader vom Chlodwigplatz und den von Peter Noelke, Nora Adrikoupolou-Strack und mir schon publizierten Fehlzuordnungen aufsetzen.
Da die meisten der Fundquader in der heutigen Rekonstruktion verbaut sind, ist diese Möglichkeit nicht mehr gegeben. Quaderdetails wie Abmessungen, Schwalbenschwanz-Verbindungen, Wolfslöcher, Löcher für Versatzwerkzeuge, Anlageflächen und Versatzmarken auf den Quaderoberflächen sind phy-sisch nicht mehr zugänglich. Reliefdetails und exakte Bruchverläufe sind teilweise durch die Beiputz-Arbeiten im Rahmen des Wiederaufbau‘s überdeckt oder durch die Distanz zum Betrachter nicht mehr erkennbar.
Über meine Foto-Dokumentation und die Foto-Dokumentation des RGM ergäbe sich noch eine Mög-lichkeit zur Überprüfung der Precht Rekonstruktion, aber diese würde dann zwangsläufig zu einem erforderlichen Umbau des Grabmals im RGM führen.
Ein solcher Umbau wird schon dadurch erschwert, dass 1974 die Rekonstruktionsarbeiten und stati-schen Sicherungen des Grabmals beim Aufbau kaum dokumentiert wurden und erst 2009 eine Liste der in der Rekonstruktion wirklich verbauten Quader durch Dr. Werner Oehnbrink ( Mitarbeiter des RGM ) aufwändig nachträglich erstellt werden mußte.
Hauptgründe gegen einen Umbau sind jedoch die Beschädigungsgefahr für das im RGM darunter liegende Dionysos-Mosaik und die Quader des Grabmals, sowie das Eingeständnis einer fehlerhaften Rekonstruktion.
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